Am Abend des 25.04.2008 sah das Euter der werdenden Mama aus wie in den Tagen davor. Keine Harztropfen, ihre Temperatur war unauffällig, gemampft hat sie wie immer mit großem Appetit. Am 26. morgends klingelt dann das Telefon - Fohlen ist da! Um 8 war ich im Stall, das kleine Mädchen stand schon auf den Hufen, war noch etwas feucht an den Ohren und machte ansonsten einen munteren Eindruck, Mama Auryn mümmelte Heu. Bekam dann aber erzählt, das sie recht garstig zu der Kleinen ist und sie nicht trinken lässt. So hat uns Auryn dann denn ganzen Tag auf Trab gehalten... Der erste TA, den ich anrief, riet dazu, Mama zu sedieren, fand ich eigentlich 'ne doofe Idee. Der nächste meinte, ich sollte mal ein bißchen Milch abmelken, damit Auryn merkt, das es ihr Erleichterung verschafft, und sie dann festzuhalten und die Kleine anzustellen. Schon das Abmelken war ziehmliches Theater, haben die wertvolle Biestmilch natürlich aufgefangen (waren nur ca. 10 ml) und sie der Kleinen per Nuckelflasche verpasst - es war mittlerweile schon etwa 9-10 Uhr und ich hatte große Sorge, das uns die Lütte bald schlapp macht. Dann doch meinen Freund losgeschickt, um Sedalin vom TA zu besorgen und das Fohlen-Sos-Paket. Auryn hat die Kleine immer wieder angezickt, nur ganz selten hat sich sich beschnuppern lassen oder selbst beschnuppert. Hat allerdings die "zu Besuch kommenden" anderen Stuten, die über die Boxenwände schauten, auch weggezickt, und wenn sich Fohli zu weit in die Boxenecke verkrümelt hat (auf der Suche nach der Milchquelle hat sie die komplette Box incl. der Tränke abgenuckelt...), kam sie auch gleich hinterher und wenn die kleine zwischendurch ein Nickerchen macht, stand sie immer direkt vor ihr - ein gewisser Mutterinstinkt war also vorhanden. Habe dann zwischdurch noch einige Male gemolken und Fläschchen gegeben, konnte jedesmal nur ein paar Milliliter ergattern, die die Kleine gierig aufgesaugt hat. Zwischendurch nuckelte sie immer ganz verzweifelt an meinen Fingern (Nase und Ohrläppchen hat sie auch probiert).

Zum Glück hat so ein Fohlen noch keine Zähne!

Auch nach Gabe von Sedalin konnten wir Auryn nicht so festhalten, daß die Kleine trinken konnte. Als dann gegen 13:30 Uhr die TÄ kam, verpasste die ihr dann die volle Dröhnung, doch die Kleine traute sich schon garnicht mehr ran. Es braucht noch mehrere Versuche, bei denen einer die Maus festhielt und einer der Schnute den Weg wies, bis endlich ein erlösendes Schmatzen etönte... Danach hat Fohli dann erstmal geschlafen ( war sicherlich auch etwas Sedierung in die Muttermilch geraten). Beim nächsten Trinkversuch haben wir nicht mehr eingegriffen. Trotzdem Auryn sich kaum auf den Beinen halten konnte, begann sie schon wieder, der Kleinen auszuweichen. Doch dann der uns endgültig ausatmenlassende Moment - ganz ohne Hilfe fand Fohli gegen 14:30 Uhr endlich Mamas Milchquelle!

Endlich - sie trinkt!

Dies war dann der Moment, in dem ich mich traute, der Kleinen ihren Namen zu geben: Zazou. Ich bin unendlich dankbar, das meine Freundin mir den ganzen Tag zur Seite gestanden hat, auch mein Freund hat vollen Einsatz gezeigt, und einige weitere "Stallfreunde" haben uns mit Zusspruch, helfenden Händen und Kuchen und Kaffee versorgt, die, die wir wegschicken mussten, hatten absolutes Verständnis - Danke an euch alle!!

Zum krönenden Abschluss durften Auryn und ihre Tochter Zazou noch für ein Stündchen auf ein eigens abgeteiltes Koppelstück.

Nein, das ist nicht Bambi....

Zazou hat noch mehrmals getrunken, auch wenn sie gern nochmal am falschen Ende sucht, findet sie mittlerweile doch von beiden Seiten den Weg zur Milchbar. Sie misst übrigends stolze 103 cm und kann schon alles, was ein Pferd so können muß - bocken, steigen, Frauchen auf die Füße treten, elegant traben (naja, eher niedlich trippeln) und ein paar Galoppsprüngchen gab es auch schon! Am Abend waren wir uns sicher, das Mutter und Kind nun allein klar kommen. Ich war auch ziehmlich geschafft und brauchte dringen eine Dusche, nachdem ich den halben Tag in der Box gesessen und gelegen hatte...

14.05. Mit zweieinhalb Wochen ist Zazou schon 110 cm groß! Mittlerweile kümmert sich Auryn vorbildlich um ihre Tochter. Beide haben aber sehr viel Vertrauen zu Menschen, nur völlig fremde (wie zum Beispiel der Hufschmied, der neulich Zazous Hufe und Beinstellung begutachtete (alles "perfekt"), werden erstmal mit angelegten Ohren begrüßt. Wenn ich mit Zazou Halfter anziehen üben, schaut sie auch immer ganz neugierig, ob das auch in Ordnung ist, was ich da mit ihrem Fohlen mache. Ansonsten sind alle beide total verschmust - manchmal, wenn ich Auryns bevorzugte Kraulstellen bearbeite, gibt sie die Schmuseeinheiten direkt an die Kleine weiter - die wiederum schiebt sich gern mit ihrem Popöchen an mich heran und fordert mich zum Kraulen auf.

10.06. Mit sechs Wochen ist die Lütte schon wieder ca. 6 cm gewachsen und ist nun 1,16 m gross! Ausserdem verliert sie an Maul, Ohren, um die Augen herum und an der Brust ihr Fohlenfell - darunter schimmert es beige-grau - mal sehen, für welche Farbe sie sich entscheidet... Sie läuft schon ganz brav am Strick, findet es ganz normal, die Füsse abgespritzt zu bekommen, frisst jeden Tag ein, zwei Handvoll Müsli aus ihrem eigenen Eimer und gibt superbrav die Hufe - auch, wenn es ihr manchmal sehr schwer fällt, auf drei Beinen zu stehen...).

07.07. Mit gut zwei Monaten ist Zazou nun schon 123 cm groß - 20 cm größer als an ihrem Geburtstag! Sie findet es garnicht schlimm, wenn Mama Auryn mal für ein halbes Stündchen ein bißchen arbeiten oder fressen geht (diese geniesst die "Babypausen" sehr...!), nur gelegentlich ruft sie mal, ob Mama noch in der Nähe ist. Sie hat auch schon ein paar Schritte allein gemacht, während Mama im Stall blieb - auf der Koppel ist das sowiso kein Problem, das sind ja soo viele Babysitter!

05.08. Gut drei Monate alt, ist die kleine Lady schon wieder etwas gewachsen und mißt nun 128 cm. Sie ist schon recht unabhängig von Mama, steht oft auch allein oder bei einer der anderen Stuten und kümmert sich nicht sehr darum, wenn ich mit Auryn weggehe. Manchmal ruft sie zwar nach ihr, widmet sich aber ansonsten schnell wieder ihrer Lieblingsbeschäftigung - Fressen! Wenn ich auf die Weide komme, ist sie sehr neugierig und kommt meist gleich zu mir, um mich zu ihrer zweitliebsten Beschäftigung aufzufordern: Kraulen!

Zazou's Entwicklung

Mit ca. 3 1/2 Monaten machte mir Zazous Hufstellung zunehmend Sorge. Hauptsächlich wohl verursacht durch ihr schnelles Wachstum, wurde der Winkel der vorderen Hufwand immer steiler, sogenannte "Sehnenstelzhufe" begannen zu entstehen.

Mein bis dato langjähriger Hufschmied stimmte mir zwar zu, das die Stellung immer schlechter wurde, hatte aber ausser "jeden Tag ein bißchen Trachten raspeln" keine wirklich guten Ratschläge parat, sodass ich bei nächster Gelegenheit einen anderen, von vielen Einstellern "genutzen" Hufschmied um eine zweite Meinung bat: Jan Christ. Nun nahm das Schicksal seinen Lauf.... denn Jan hatte an diesem Tag seine Frau Anja als Assistentin dabei, und Anja wollte sich die kleine Zazou direkt mal ansehen. Sie erzählte mir, das sie, seit sie 2004 ihren Wallach in den Pferdehimmel hatte schicken müssen, hoffte, wiedereinmal ein Fohlen zu entdecken, das in ihr ein ebensolches Bauchgefühl auslösen würde wie er damals als Fohlen. Nun ist es ja so, das sich Tiere ihren Menschen aussuchen und nicht etwa umgekehrt... Und so schickt Zazou Anja eine gehörige Portion von ebendiesem Bauchgefühl! Dieses wurde erstmal auf eine harte Probe gestellt, denn Jans Prognose bezüglich Zazous Hufen war garnicht gut. Er bat mich, Röntgenaufnahmen von ihren Vorderhufen anfertigen zu lassen, anhand derer er dann sehen kann, wie er den Huf zu bearbeiten hat und wie die Klebeschühchen, die er direkt bestellte, angebracht werden müssen. Es vergingen einige Tage bis zum Röntgentermin. Auch der Tierarzt zeigte nicht grade großen Optimismus, meinte aber, wir könnten es mit den Klebeschuhen versuchen. Sollte sich innerhalb von 3-4 Wochen keine deutliche Besserung einstellen, wäre die letzte Möglichkeit, eine OP vornehmen zu lassen, bei der die Unterstützungsbänder der tiefen Beugesehnen durchtrennt werden (die wachsen dann wieder zusammen). Dadurch kann der Huf direkt wieder in seine korrekte Position gebracht werden und muss dann regelmässig vom Hufschmied nachbearbeitet werden. So eine Op ist natürlich mit nicht gerade geringen Kosten verbunden. Auch müsste Zazou auf harten Boden stehen (kein Matsch oder ausschliesslich Einstreu) sowie täglich betreut werden, was den Umzug auf die Fohlenweide mit Spielkameraden leider vorerst ausschliesst. Die Klebeschuhe sollte sie auf jeden Fall bekommen, und nachdem diese geliefert waren, bekam Zazou mit knapp vier Monaten ihre ersten "Hufschuhe" .

Hier kam Anja wieder ins Spiel. Denn trotz aller Vernunftsgegenargumente Jans war es doch ihr Bauchgefühl, das stärker war - und so bot sie mir an, Zazou zu übernehmen. Mit einem Mann, der Hufschmied ist, hat sie natürlich einen perfekten Experten zu Hause, und sie möchte all die nötigen Behandlungen auf sich nehmen und Zazou eine Chance geben. Eigentlich hatte ich ja garnicht geplant, Zazou zu verkaufen, weil ich es nicht hätte ertragen können, das sie womöglich ein Leben in Boxenhaft fristen muss oder später in Rollkur geritten wird, wenn sie zu Fremden kommt. Doch bei Anja, die ich zwar vorher nicht kannte, die mir aber trotzdem garnicht fremd vorkam, weiss ich mein Mäuschen in guten Händen.Anja ist erfahrene Wanderreiterin, ihre Araberstute wird auch nach klassischen Grundregeln gebisslos ausgebildet, Zazou bekommt eine First-Class-Huf-Behandlung und zieht in einen schönen Offenstall zu Araberstute Vini und deren Ponykumpel "Herr Hannebambel". Sollte es ihr Hufzustand erlauben, kann sie ihre Kindheit als Jährling auch noch mit Gleichaltrigen verbringen. So hat Zazou nun mit knapp fünf Monaten ein neues Frauchen bekommen. Zunächst sollte sie noch bei ihrer Mutter bleiben. Nachdem die ersten Hufschuhe zwar eine leichte, aber nicht die erhoffte deutliche Verbesserung brachten, entschloss sich Anja dann doch, die OP durchführen zu lassen. Da sie danach schon in ihr neues Zuhause umzieht, habe ich mich 5 Monate und zwei Tage nach Zazous Geburt von ihr verabschieden müssen! Zum Glück ist sie ein so unabhängiges Fohlen, sodaß sie das etwas zu frühe Absetzen sicher gut verkraften wird. Mama Auryn machte in den letzten Wochen auch eher einen leicht überforderten Eindruck und hat ihre Tochter oft gezwickt, wenn diese trinken wollte, so dass auch Auryn die Trennung sicher gut überstehen wird. Natürlich werde ich Zazou besuchen und ihren Werdegang weiter verfolgen! Bybye, kleine Zazou! Du wirst immer als mein allererstes Fohlen in meinem Herzen bleiben!!